Wo bin ich zu Hause?

“Zuhause beginnt in dir.“

Ich erinnere mich noch, als ich 2021 in meine erste eigene Wohnung zog und sofort wusste, dass diese Wohnung wunderbar als erstes Heim dienen würde, aber nicht mein Zuhause sein würde. Ich versuchte monatelang, mich in der Wohnung zuhause zu fühlen, kaufte Möbel, suchte neue Deko und versuchte, eine Routine zu finden. Nach und nach begann ich, alles dafür zu tun, mich endlich zu Hause zu fühlen.

Da ich zu der Zeit eine Beziehung führte, fühlte ich mich oft bei meinem Partner zu Hause, und ich hatte Schwierigkeiten, in meine Wohnung zurückzukehren. Es gab einen Moment, an dem ich mich wirklich bei ihm zuhause fühlte. Er hatte ebenfalls eine eigene Wohnung im Dachgeschoss bezogen, mit Dachschrägen im Schlafzimmer. Sein Bett stand unter einer dieser Schrägen, und vor dem Bett stand ein Kleiderständer, der den Schlafbereich abtrennte. Abends, wenn die Sonne unterging und es dämmerte, lagen wir oft eingekuschelt in seinem Bett unter der Schräge, sodass es wie eine Höhle war. Ein kleines Licht erhellte den Raum, und wir waren ganz nah beieinander. In diesem Moment wusste ich, dass ich mich zu Hause fühlte.

Nach zwei Jahren alleine wohnen gab es viele Momente, in denen ich mich sogar in meiner eigenen Wohnung zu Hause fühlte. Zum Beispiel, wenn ich auf meinem Balkon saß, nur für mich. Oder als ich meine Wohnung in ein Atelier verwandelte und stundenlang malte. Als wir schließlich die Wohnung zusammen bezogen, gab es diesen einen Moment, in dem wir zusammen auf dem Balkon mit unseren Balkonmöbeln saßen und gemeinsam aßen. Da wusste ich, dass ich zu Hause war.

Nach der Trennung und dem Auszug war dieses Gefühl verschwunden. Ich hatte kein Zuhause mehr. Ich war hin- und hergerissen zwischen der Stadt, in der ich zurück war, und dem Land, das mich irgendwie doch sehr zu Hause fühlen ließ. Acht Monate lang haderte ich mit der Entscheidung, welcher Wohnort nun der Richtige für mich war. Besonders, da in meinem alten Zuhause auch meine neue Arbeit lag und ich täglich in die Vergangenheit fuhr. Ich verstand plötzlich, dass ich nicht zu Hause war. Vielleicht doch, vielleicht auch nicht. Jedenfalls erkannte ich, dass mein Ex-Partner nicht mein Zuhause war, und dass es auch die Wohnorte nicht waren. Stattdessen verstand ich, dass die Momente, in denen ich mich zu Hause fühlte, eigentlich Momente waren, in denen ich bei mir selbst angekommen war und im Reinen mit mir war. Ich fühlte mich zu Hause, weil ich in mir selbst ruhte. Zuhause war kein Ort – es war das Gefühl, bei sich selbst zu sein.

Ich verstehe plötzlich wie komplex und tief das Gefühl von „Zuhause“ sein kann. Es ist nicht nur der Ort an sich, sondern vielmehr ein Zustand des Wohlfühlens, der inneren Ruhe und des Ankommens – sowohl mit sich selbst als auch mit den Menschen, die uns wichtig sind.

Acht Monate später stand ich vor der größten Entscheidung meines Lebens: Wo werde ich künftig leben? Und wie das Schicksal es wollte, zog ich zurück nach München. In ein kleines, aber feines Reich mitten in einer Hochhaussiedlung. Jeden Tag fahre ich in mein Zuhause außerhalb der Stadt zur Arbeit. Ich denke, dass Zuhause immer auch mit Menschen verbunden ist, die uns viel bedeuten. Aber letztlich ist Zuhause bei einem selbst. Es ist egal, wo du bist – du kannst dich überall zu Hause fühlen, wenn du mit dir selbst im Vertrauen und in Verbindung bist.

Mein neues Zuhause fühlt sich richtig an, weil einerseits die Energie besonders ist und andererseits die Menschen mir sehr sympathisch sind. Trotzdem vermisse ich immer noch ein Zuhause – es war das Gemeinsame. Dennoch bin ich sehr dankbar und bereit, wieder für mich selbst da zu sein, mit neuem Wissen über mich selbst und dem Ankommen bei mir.

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Die Vernissage meines Selbst

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