Die Vernissage meines Selbst
Meine erste Vernissage – ein Moment, der für mich mehr ist als nur eine Ausstellung. Es ist ein Schritt ins Licht, ein Schritt aus dem Schatten heraus, den ich lange Zeit mit mir getragen habe. An diesem Tag stand ich da, vor den Menschen, die mich auf meinem kreativen Weg begleitet und unterstützt haben. Es fühlt sich an, als ob ich zum ersten Mal wirklich da bin, in meiner vollen Präsenz, als Ich, in all meiner Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit.
In den Jahren, in denen ich gemalt, gezeichnet und die Welt mit meinen eigenen Augen betrachtet habe, habe ich mich oft im Hintergrund versteckt. Die Kunst war mein Schutzraum, meine Therapie, mein innerer Rückzugsort, der mich vor der Welt und vor mir selbst schützte. Doch der Moment des Ausstellens, des Zeigens, des Teilens mit anderen, ist der Moment, in dem ich mich dem Licht hingebe. Ich trete aus dem Schatten der Unsicherheit und Selbstzweifel und gehe in die Helligkeit des Jetzt.
Und doch ist es nicht nur das Zeigen von Kunst, das mich bewegt. Es ist das Zeigen von mir selbst. Ich spüre mich jetzt hier und heute – als ein vollständiges, kreatives Wesen, das es verdient, gehört und gesehen zu werden. Ich halte eine Rede, nicht nur für die Menschen, sondern für mich selbst. Diese Worte, die ich spreche, sind mehr als nur eine Ansprache. Sie sind ein Bekenntnis zu meiner Reise der letzten acht Monate, zu meiner Entwicklung als Künstlerin und als Mensch. Denn ich sprach nicht als Tochter, Freundin oder Bekannte, sondern als Lena. Als eine gezeichnete, verletzte, geheilte und nun angekommene Frau, in der nächsten Ebene der Selbstverwirklichung.
Dankbarkeit erfüllt mich, für all jene, die mich in meiner kreativen Reise unterstützt haben. Ohne euch wäre dieser Moment nicht möglich. Ihr habt mir die Kraft gegeben, an mich zu glauben, selbst wenn der Weg steinig war. Das Leben hat mich in meinen Zweifeln gehalten und mir zeigen wollen, dass es die Zeit braucht, sich selber für die aktive Gestaltung seines Könnens zu entscheiden und sich dann aus dem Kaninchenbau zu bewegen.
Und während ich vor den Menschen stand und in die Gesichter meiner Gäste blickte, fühlte ich, dass es genau dieser Moment ist, der mich meine wahre Identität finden lässt. Nicht in der Bestätigung der Anderen, sondern im ständigen Überprüfen meiner eigenen Rolle und meiner eigenen Wahrhaftigkeit. Wer bin ich wirklich, wenn ich nicht in einem Bild, nicht in einer Rolle gefangen bin? Die Kunst hat mir geholfen, das zu verstehen – und sie hat mich gelehrt, dass ich in meiner Unvollkommenheit und Echtheit vollkommen bin.
Da in diesem Raum, mit meinen Arbeiten und mit all den Menschen, die meine Reise teilen, weiß ich: Ich bin hier. Ich bin Teil dieser Welt und ich habe eine Stimme, die gehört werden darf. Und dafür danke ich.
Die Ausstellung kann noch bis zum 28.02 in der Kultur-Etage Riem besucht werden.