Negative Gefühle

Es gibt Tage, da umhüllt mich eine tiefe Dunkelheit. Ein Gefühl der Machtlosigkeit. Kein Licht in Sicht und eine Vielzahl von Gedanken. Da leuchtet dein Herz nicht mehr so stark.

Ich denke, wir kennen alle Tage, an denen uns alles zu viel ist. An denen wir uns selbst im Sturm der eigenen Gedanken verlieren und uns meist nicht so leicht retten können. Wir kennen sie alle, die Tage, an denen wir einfach nicht weiterwissen. Sie gehören genauso dazu wie die Tage, an denen wir in Leichtigkeit leben.

Es ist gar nicht so leicht, sich negativen Gefühlen zu stellen, denn meistens warten sie bereits im Unterbewusstsein auf ihren Auftritt. Oft sind sie mit der Vergangenheit verbunden. Häufig meldet sich entweder das „Schattenkind“ oder es kommen unausgesprochene und verdrängte Themen ans Licht.

Letzte Woche, kurz vor dem Vollmond, überkam mich ein Schwall der Überforderung. Denn bei mir stehen viele Veränderungen an. Seit meinem Auszug und der Trennung passieren zwar viele positive Dinge, dennoch sind sie meistens mit Veränderungen verbunden, und jeder weiß, dass Veränderungen mit einer gewissen Unsicherheit einherkommen. Und nun ja, bei mir passiert gerade sehr viel. Zwischen Trauerbewältigung, Akzeptanz und der Annahme der neuen Lebensumstände sowie dem Loslassen alter Verhaltensmuster war ich so sehr überfordert, dass mich die Panik eiskalt erwischte. Durch die Annahme meiner Hochsensibilität weiß ich mittlerweile, dass Veränderungen meistens eine etwas längere Zeit zur Verarbeitung brauchen und eine gute Vorbereitung erfordern. Doch in diesem Fall hatte ich mich etwas übernommen.

Ich denke, es ist dennoch wichtig, sich seinen negativen Gefühlen zu stellen und sie nicht zur Seite zu schieben, sondern sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Denn dann spricht die Seele, und meistens geht es um etwas, das aufgelöst werden möchte. Etwas, das zwar mit Schmerz verbunden ist, aber das Durchgehen des Schmerzes führt zur Heilung.

Ich merke erst jetzt, wie sehr mir die letzten Monate zu schaffen gemacht haben, wie sehr ich viele dieser schmerzhaften Erinnerungen, Gefühle und Ereignisse verdrängt habe. Wie sehr ich versucht habe, positiv nach vorne zu blicken und gar nicht verstanden habe, wie wichtig es ist, auch traurig sein zu dürfen. Ich stelle fest, dass das Verdrängen von negativen Gefühlen aus meiner Kindheit kommt und das Ego die letzten Monate regiert hat. Das Ego hat versucht, sich und vor allem der Person, die mir durch das Verlassen sehr wehgetan hat, zu beweisen, dass ich alles schaffen kann und keine Trauer brauche, um stärker zurückzukommen. Allerdings habe ich mich selbst dadurch sehr überschätzt und stecke nun in Überforderung, alter Angst und Trauer fest. Zumindest kurz vor dem Vollmond und die gesamte Woche danach.

Doch wie komme ich da wieder heraus, wie komme ich aus dieser Überforderung? Stille. Das Zulassen aller Gedanken, ohne Außeneinflüsse. Ganz bei mir, mit allen Gefühlen und Gedanken. Und mitten in diesem Strudel lasse ich Akzeptanz walten und fange an zu sortieren. Früher habe ich Überforderungen durch Ablenkung verdrängt und nicht ansatzweise auf meine Seele gehört. Am besagten Tag allerdings habe ich genau hingehört und angefangen zu schreiben. Ich habe alles aufgeschrieben, was mich bewegt, was mich gerade verletzt und was ich brauche, um wieder meine Mitte zu finden. Und ich habe mir auch etwas aus der Spiritualität geholfen, mit einer Kartenlegung als kleiner Impuls und Mutmacher, denn auch ich brauche jeden Tag ein klein wenig Mut. Ich möchte mit diesem Beitrag Mut machen, sich seinen Gefühlen zu stellen. Zuzulassen, dass es manche Wunden gibt, und ich möchte auch aufzeigen, dass es einen Weg hinaus gibt und es nur eine gewisse Zeit ist, die ungemütlich sein kann, aber nicht das ganze Leben dauert.

Ich war bei Cavaluna in München und habe mir die Show angesehen. In der Geschichte ging es um den Clown Talu, der nun in den Ruhestand geht und große Angst vor Einsamkeit hat, denn für ihn waren sein Publikum und die Auftritte alles. Und das fiel plötzlich weg. Er bekam die Aufgabe von Sol, dem Licht, sich seinen Gefühlen in den großen Momenten seines Lebens zu stellen. Er durchlief im Laufe der Geschichte all seine positiven und negativen Gefühle und musste lernen, sie anzunehmen und nicht mehr zu verdrängen. Er nahm sie an und dachte an all das Schöne, das sich in seinen großen Momenten versteckte. Am Ende wurde klar, dass Einsamkeit das Gefühl der Unverbundenheit mit der Umwelt ist. Alleinsein ist die Verbindung mit sich, seinen Gefühlen, dem Universum und der Umwelt. Wir können durch Vertrauen ganz für uns selbst sein und dennoch Eins mit dem Geschehen bleiben. Diese Geschichte hat mich in meiner intensiven und emotionalen Woche abgeholt und mir gezeigt, dass das Universum mit mir ist.

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Wann ist ein Mensch bereit?

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Feuer im Kopf