Wann ist ein Mensch bereit?

„Bereit? – Bereit, wenn du es bist.“ – Rubinrot

Dieses kurze, aber bekannte Zitat aus der Trilogie Rubinrot leitet heute mein Thema ein.

Die Frage, wann wir wirklich bereit sind, Entscheidungen zu treffen oder Veränderungen zuzulassen. Oft leben wir in einem ständigen Spannungsfeld zwischen dem Wunsch, Kontrolle zu haben, und dem Vertrauen, dass sich Dinge zur richtigen Zeit fügen – ohne dass wir immer aktiv dafür sorgen müssen. Ich bin zwar der Auffassung, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert und wir dann in die Richtungen geschoben werden, wenn der Zeitpunkt stimmig ist, allerdings hinterfrage ich mich trotzdem manchmal, ob ich mich nicht selbst begrenze und aus Bequemlichkeit diese Annahme als Erklärung nehme.

Seit meiner Trennung bin ich kontinuierlich damit konfrontiert, Entscheidungen zu treffen. Sei es die Arbeitsstelle, das passende Auto, die Wohnsituation oder mein zukünftiger Weg. Es sind Entscheidungen für mich, nur für mich, und das überfordert mich. Denn es gibt plötzlich so viele Möglichkeiten, und seit der Anerkennung und dem Umgang mit meiner Hochsensibilität gibt es viel weniger Grenzen und Herausforderungen, die ich davor aufgrund des Nichtwissens hatte. Also stelle ich mir immer wieder die Frage: Wann bin ich bereit, die passenden Entscheidungen zu treffen? Aktuell fügen sich die Dinge von alleine, und ich fühle mich zu den einzelnen Veränderungen auch bereit. Daher denke ich wirklich, dass es den richtigen Zeitpunkt gibt. Dann wiederum sitze ich da und frage mich, ob die Veränderung nicht auch vor einer gewissen Zeit richtig gewesen wäre.

Sei es der Job oder aktuell meine Wohnsituation. Ich weiß, dass ich nach meinem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung sehr damit gehadert habe, wo ich zukünftig leben soll, welche Wohnform und welcher Ort für mich der richtige sind. Es war ein Wechselbad der Gefühle. Ein gutes Dreivierteljahr später weiß ich nun, was ich im Moment brauche und möchte. Welche Wohnform die richtige ist und vor allem, was es braucht, damit ich die Veränderung gut tragen kann. Und ich fühle mich bereit. Bereit, wieder auszuziehen in eine ungewohnte Umgebung, in eine neue Wohnform, in ein neues Kapitel. Es macht mir keine Angst mehr, sondern eher Vorfreude, wieder ein neues Leben für mich zu leben. Natürlich habe ich Respekt, aber zum ersten Mal entscheide ich, wann ich bereit bin. Bereit, endlich aus dem Elternhaus auszuziehen. Bereit, mir mein kleines neues Zuhause einzurichten. Und bereit, mich neuen Herausforderungen zu stellen. Denn Veränderungen sind gerade in allen Lebensbereichen zu finden. Ich überprüfe Freundschaften, wechsle intern die Stelle und werde noch einen ganz anderen Bereich in meinem Arbeitsfeld kennenlernen. Und ich freunde mich mit dem Gedanken an, Deutschland auf Zeit zu verlassen. Und hier merke ich, dass ich aktuell noch nicht bereit bin. Dass es noch Zeit braucht, auch weil organisatorische Dinge zu klären sind.

Also kommen wir zur Ursprungsfrage zurück: Wann sind wir bereit? Ich denke, dass wir einerseits vom Universum in die Richtung gelenkt werden, aber für uns selbst genauso entscheiden können. Je mehr wir mit uns in Kontakt treten, desto mehr merken wir, wann sich etwas richtig anfühlt und welche Komponenten es braucht, damit wir uns bereit fühlen.

Um ehrlich zu sein, in den letzten Wochen war ich in einem Gefühlschaos, was ich wann möchte und welcher Zeitpunkt stimmig ist. Und als ich einfach alles kurz passieren ließ, fügte sich das Ein oder Andere von ganz alleine. Und das ist ein sehr schöner Gedanke.

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