Sag doch mal Danke!
Wertschätzung beginnt in dir.
Ich arbeite nun seit 10 Jahren im sozialen Bereich. Ich arbeite seit 5 Jahren als Erzieherin und habe so viele Einrichtungen, Menschen und Stellen angetreten. Ich habe nach Wertschätzung und Anerkennung meines Können gesucht und auch bekommen, aber auch das Gegenteil kennengelernt. Ich habe mir den Arsch aufgerissen und stand am Ende ohne Job und ungezahlten Lohn da. Ich kam erst nach der letzten Kündigung zu der Erkenntnis, dass wir in der Berufswelt ersetzbar und vor allem verstehen müssen, dass es am Ende um Geld geht und Veränderung unerwünscht ist. Am Ende sollte jeder verstehen, dass Akzeptanz und die eigene Verantwortung der Schlüssel für eine erfüllte Berufslaufbahn sein kann.
Das Arbeitsleben im sozialen Bereich ist von einer besonderen Art der Erfüllung und Herausforderung geprägt. Es geht nicht nur darum, anderen zu helfen, sondern auch darum, die eigene Identität in den Dienst einer größeren Sache zu stellen. Doch genau hier liegt eine der größten Fallstricke: die Vorstellung, dass wir unersetzlich sind, dass unser Engagement oder unsere Arbeit unverzichtbar ist. In der Realität jedoch ist jeder Mensch ersetzbar. Es mag schmerzhaft klingen, aber es ist eine fundamentale Wahrheit, die wir im sozialen Bereich nicht ignorieren dürfen. Wir sind Teil eines Systems, das weit über uns hinausgeht, und der soziale Wandel geht weiter, auch wenn wir nicht mehr da sind. Dieser Gedanke kann entmutigend wirken, besonders wenn man sich in seiner Arbeit hingibt und sein Bestes gibt. Doch in dieser Erkenntnis liegt auch eine befreiende Kraft: Wir müssen aufhören, uns selbst als das Zentrum der Welt zu sehen.
In der sozialen Arbeit geht es nicht nur um das, was wir den anderen geben, sondern auch um das, was wir in uns selbst entdecken. Wir sind nicht mehr als ein Rädchen im großen Getriebe des Lebens, und in dieser Erkenntnis liegt eine tiefe Lektion: Wir können nur erschaffen, wenn wir in uns selbst erschaffen. Das bedeutet, dass wir unsere eigenen Werte, unsere Leidenschaft und unsere Stärke kultivieren müssen, um als Menschen authentisch zu sein und den anderen zu helfen. Es ist nicht das Streben nach Anerkennung, das uns wirklich erfüllt, sondern die innere Arbeit, die wir leisten, um mit uns selbst im Einklang zu sein.
Wir müssen akzeptieren, dass manches nicht zu ändern ist. Nicht jeder Mensch wird geheilt, nicht jedes Problem wird gelöst, und nicht jede Situation kann verbessert werden. Diese Erkenntnis ist hart, aber sie führt zu einer tiefen Ruhe: Wir können nur das tun, was in unserer Macht steht, und die Verantwortung für das, was außerhalb unserer Kontrolle liegt, müssen wir loslassen. Der Drang, ständig alles verändern zu wollen, kann uns erschöpfen und lähmen. Doch wenn wir aufhören, uns für das Unveränderliche verantwortlich zu machen, können wir unsere Energie in das lenken, was wir wirklich beeinflussen können: unser eigenes Verhalten, unsere Haltung und die Art und Weise, wie wir mit den Menschen um uns herum umgehen.
Dankbarkeit im Kleinen ist eine der wertvollsten Ressourcen, die wir im sozialen Beruf haben. Es sind nicht die großen Taten, die unser Leben bereichern, sondern die leisen Momente der Anerkennung, die wir von den Menschen erfahren, die wir begleiten. Oft sind es die kleinen Gesten, die uns im Arbeitsalltag Trost und Motivation spenden: Ein Lächeln, ein dankbarer Blick, ein Wort der Wertschätzung. Diese Momente sind wie Oasen in der Wüste der täglichen Herausforderungen. Sie erinnern uns daran, dass unsere Arbeit nicht nur eine Verpflichtung ist, sondern eine Quelle des Gebens und Empfangens, der Verbindung und des Mitgefühls.
Die wahre Kunst im sozialen Beruf ist es, diese Dankbarkeit zu empfangen und sie nicht als selbstverständlich anzusehen. Denn am Ende des Tages ist es nicht das, was wir tun, das uns ausmacht, sondern die Art und Weise, wie wir es tun. Es ist die Haltung, die wir einnehmen, das Mitgefühl, das wir ausstrahlen, und die Liebe, die wir in unser Handeln legen. Wenn wir uns mit dieser Einstellung unserer Arbeit widmen, verlieren wir die Erwartung, etwas im Gegenzug zu bekommen. Wir setzen keine Bedingungen mehr, wir geben einfach, was wir haben, und nehmen mit Dankbarkeit und Demut, was uns zurückgegeben wird.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen oder uns einen Platz schaffen, um das auszuleben, was uns ausmacht. Wenn wir unsere Berufung finden und in ihr aufgehen, verschwinden die Erwartungen an äußere Bestätigung. Es geht nicht mehr um Anerkennung oder das Streben nach Perfektion. Es geht um das tiefe Wissen, dass wir unsere eigene innere Wahrheit leben und dass wir damit schon genug sind. In diesem Zustand der Akzeptanz und Hingabe brauchen wir keine äußeren Bestätigungen, um uns selbst zu schätzen. Wir erkennen den Wert in uns, weil wir wissen, dass wir uns nicht mehr beweisen müssen.
In der sozialen Arbeit, wie in jedem anderen Bereich, ist es nicht die Anerkennung von außen, die uns erfüllt, sondern die Anerkennung von innen. Wenn wir uns selbst mit Liebe und Respekt begegnen, wenn wir unsere eigenen Grenzen und Möglichkeiten akzeptieren, schaffen wir Raum für wahres Wachstum. Es ist die Erkenntnis, dass wir nicht perfekt sein müssen, dass wir nicht alles verändern können, dass wir nicht unersetzlich sind – aber dass wir, gerade in dieser Verletzlichkeit und Menschlichkeit, den tiefsten Einfluss ausüben können.
Am Ende des Tages geht es nicht um das, was wir in der Welt ändern, sondern darum, was wir in uns selbst verändern können. Wir sind keine Helden, die die Welt retten müssen, sondern Menschen, die einen Raum schaffen können, in dem sie ihre Stärken, Leidenschaften und Werte ausleben. Und das ist genug.