Ich habe keine BFF
Jeder hat eine beste Freundin- ich leider nicht.
Jahrelang war ich auf der Suche nach der einen besten Freundin, der du jedes Geheimnis anvertraust. Den Suff deines Lebens hast oder dir gegenseitig vom ersten Mal erzählst. Kurz ich hatte vielen beste Freundinnen und doch irgendwie keine die blieb. Heute mit meiner Anerkennung und auch meines Wissen über Freundschaften, habe ich sehr gute Freunde/innen, denen ich alles erzähle. Doch was bedeutet eigentlich Freundschaften zu führen, als hochsensible Person.
Freundschaften sind ein wertvolles Gut, das jeder Mensch schätzt. Doch für hochsensible Menschen geht die Bedeutung von Freundschaften oft noch weit über das hinaus, was in herkömmlichen Beziehungen zu finden ist. Für uns ist Freundschaft nicht nur eine Gelegenheit, Zeit mit anderen zu verbringen – sie ist ein Raum, in dem wir uns gesehen, gehört und verstanden fühlen wollen. Die Suche nach echten Verbindungen kann aber für hochsensible Menschen jedoch herausfordernd und gleichzeitig unglaublich bereichernd sein. Weil sind wir mal ehrlich, nicht jeder hat die Kapazität unsere Gedankenschlüsse und Komplexität anzuhören und dann auch darauf zu reagieren.
Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiver wahr als andere. Reize, die für viele kaum spürbar sind, können uns überwältigen. Unsere Sinne sind schärfer, unsere Emotionen intensiver, und oft reagieren wir empfindlicher auf Stimmungen und ungesprochene Signale von anderen. Diese erhöhte Sensibilität führt dazu, dass wir in Freundschaften oft nach einer Tiefe suchen, die über oberflächliche Gespräche hinausgeht. Small Talk ist für uns nicht erfüllend – wir sehnen uns nach authentischen, bedeutungsvollen Austausch. Und ich kann das besoffene Gelabere auf Partys einfach nicht mehr ab, wer interessiert den schon, wann der letzte Suff war.
Diese Sehnsucht nach tieferen Verbindungen kann allerdings gleichzeitig eine Herausforderung darstellen. In einer Welt, die oft von oberflächlichen Begegnungen und flüchtigen Bekanntschaften geprägt ist, fühlen sich hochsensible Menschen häufig fehl am Platz. Es ist nicht selten, dass wir uns missverstanden oder allein fühlen, wenn unsere Bedürfnisse nach emotionaler Tiefe nicht erkannt oder nicht erfüllt werden.
Was wir von unseren Freunden erwarten, ist ein hohes Maß an Empathie und Verständnis. Wir brauchen Menschen, die bereit sind, in unsere Welt einzutauchen und die feinen Nuancen unseres Erlebens wahrzunehmen. Diese Empathie ist für uns von zentraler Bedeutung. Wir möchten nicht nur, dass uns zugehört wird – wir wollen, dass unser Gegenüber unsere Gefühle und Wahrnehmungen auf eine Weise versteht, die uns das Gefühl gibt, wirklich gesehen zu werden. Und auch mal Feedback dazu gibt, auch, wenn es manchmal schwer anzunehmen ist. Aber ob hochsensibel oder nicht-Kritikfähigkeit ist ein Prozess.
In einer Freundschaft suchen wir nicht nur den Austausch von Gedanken, sondern auch von Gefühlen. Der Raum für tiefgehende Gespräche, in denen wir über unsere Ängste, Hoffnungen, Träume und die intensiven Eindrücke unseres Lebens sprechen können, ist für uns unverzichtbar. Wir wünschen uns Menschen, die bereit sind, sich emotional auf uns einzulassen, ohne zu urteilen oder uns in eine Schublade zu stecken. Und das ist wahrlich eine große Herausforderung.
Eine der größten Hürden in Freundschaften für hochsensible Menschen ist die Angst vor Ablehnung. Unsere Intensität, unser Bedürfnis nach Ruhe oder unser ständiges Reflektieren über die Welt um uns herum können von anderen missverstanden werden. Wir fragen uns oft: Werden meine Gefühle und Bedürfnisse als zu viel empfunden? Konnte ich mein Inneres überhaupt richtig ausdrücken, ohne den anderen zu überfordern?
Deshalb ist es für uns umso wichtiger, Freunde zu finden, die uns nicht nur zuhören, sondern die auch bereit sind, sich auf unsere Sensibilität einzulassen, ohne uns dafür zu kritisieren. Es braucht Mut, die eigene Verwundbarkeit in einer Freundschaft zu zeigen – und noch mehr Mut, wenn man sich der Unsicherheit stellt, ob unser authentisches Selbst akzeptiert wird.
Für hochsensible Menschen ist das Setzen von klaren Grenzen ein unverzichtbarer Bestandteil einer gesunden Freundschaft. Wir müssen lernen, in einer Welt, die uns oft überflutet, auch „Nein“ zu sagen und uns nicht für unsere Bedürfnisse zu entschuldigen. Manchmal brauchen wir Zeit für uns selbst, um unsere Eindrücke zu verarbeiten und uns von der Außenwelt zu erholen.
In einer idealen Freundschaft wird dieses Bedürfnis nach Rückzug respektiert und nicht als Ablehnung missverstanden. Es ist ein Zeichen von Vertrauen, wenn wir unsere Grenzen in einer Freundschaft klar kommunizieren können – sei es, dass wir nicht an einem bestimmten Treffen teilnehmen oder einfach eine Pause von sozialen Interaktionen brauchen. Wahre Freunde akzeptieren dies, ohne sich verletzt zu fühlen, und verstehen, dass unsere Grenzen keine Ablehnung ihrer Person sind, sondern ein notwendiger Teil unseres Wohlbefindens.
Obwohl wir in einer Welt leben, die von schnellen, oberflächlichen Verbindungen geprägt ist, suchen wir als hochsensible Menschen nach der Qualität und Tiefe von Beziehungen. Es geht uns nicht darum, viele Freunde zu haben, sondern um echte Freundschaften, die unsere Seele nähren. Wir möchten mit Menschen verbunden sein, die uns die Freiheit geben, authentisch zu sein – ohne Masken und ohne Angst, uns zu verlieren.
Freundschaften, die auf wahrer Verbundenheit basieren, sind für uns ein sicherer Hafen. Sie bieten uns den Raum, uns zu entfalten, ohne uns verstellen zu müssen. Diese Verbindungen sind nicht nur von oberflächlichem Austausch geprägt, sondern von einem gegenseitigen Respekt und einer tiefen Wertschätzung für das, was der andere mitbringt.
Für hochsensible Menschen ist Freundschaft ein kostbares Gut. Wir suchen nicht nach vielen Bekanntschaften, sondern nach tiefgehenden, authentischen Verbindungen, die unser emotionales Bedürfnis nach Verständnis und Akzeptanz erfüllen. Diese Freundschaften erfordern von beiden Seiten Empathie, Geduld und das Verständnis für die Bedürfnisse und Grenzen des anderen. Wenn wir solche Freundschaften finden, können wir wahre Schätze in unserem Leben entdecken – Beziehungen, die uns nicht nur stärken, sondern uns auch die Freiheit geben, unsere wahre, ungeschminkte Version von uns selbst zu leben.